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„Der Stromverbrauch stört mich nicht, der CO2-Ausstoß schon.“

Wird uns hoffentlich noch einige Jahrzehnte oder Jahrhunderte erhalten bleiben: Der Eisbär wird vom Klimawandel akut bedroht. Bild von Christopher Michel via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Gerade hört man viel von den schädlichen Auswirkungen von Bitcoin aufs Klima. Wir haben darüber mit Stefan Richter geredet, der mit netpositive.money in der Bitcoin-Szene dafür trommelt, sich konstruktiv mit dem Problem zu beschäftigen – ohne Übertreibungen und ohne Verharmlosungen, aber mit Sachverstand und Wissenschaft.

Gerade hört man ja oft, Bitcoin verbrauche so viel Strom und sei daher klimaschädlich. Da du dich mit dem Thema auf netpositive.money schon lange beschäftigst – hast du eine Idee, weshalb das gerade jetzt so sehr hochkocht, dass sogar tagesschau.de darüber schreibt?

Bitcoin ist mal wieder in einem Bullenmarkt und erfährt daher sehr viel mediale Aufmerksamkeit. Der Umweltaspekt ist, finde ich, tatsächlich sehr spannend, deshalb kann ich schon verstehen, daß das öffentlich diskutiert wird. Leider bleibt die Diskussion oft sehr an der Oberfläche, wird dafür aber umso hitziger geführt.

Man sollte sich die Aussage genauer anschauen. Das Bitcoin-Mining verbraucht tatsächlich sehr viel Strom. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Ob das automatisch bedeutet, daß es klimaschädlich ist, ist aber nicht so einfach zu sagen.

Elektroautos etwa verbrauchen ja auch sehr viel Strom – und es wird ständig mehr! – aber gelten seltsamerweise als günstig fürs Klima. Heizen dagegen wird meistens mit fossilen Brennstoffen erledigt, aber kaum jemand klagt darüber, daß es klimaschädlich sei.

Richtig ist, daß durch das Mining von Bitcoin tatsächlich eine Menge CO2 ausgestoßen wird. Wie aber eben durch fast alle anderen Dinge auch. Spannender sind für mich andere Fragen: Ist es das wert? Wie entwickeln sich die Emissionen? Wird Bitcoin langfristig positive Effekte aufs Klima ausüben? Können wir etwas tun, um Bitcoin besser fürs Klima zu machen?

Lass‘ uns mal bei den Basics beginnen: Bei der Berechnung von Bitcoins Stromverbrauch. Es gibt mehrere Methoden dafür, und die landen dann bei Mengen zwischen 75 und 125 Terawattstunden kommen. Welche der Methoden ist für dich am plausibelsten?

Das ist zum Glück ein Bereich, der schon gut und auch unabhängig erforscht wurde. Die beiden grundlegenden Ansätze sind seit mindestens 10 Jahren unverändert: Entweder man schaut sich die Hashrate an und schätzt dann, wie sie erzeugt wurde (bottom-up), oder man schaut sich den Preis an und schätzt, wie viel Strom die Miner verbrauchen könnten, um noch rentabel zu arbeiten (top-down).

Die bottom-up-Methode ist meines Erachtens näher an der Wahrheit, weil die Miner gar nicht so schnell reagieren können, wie der Preis sich ändert. Insbesondere in Bullenmärkten kann gar nicht so viel Hardware produziert werden, wie sich theoretisch lohnen würde. Aber natürlich führt so etwas dann dazu, daß auch alte, vorher unprofitable Hardware wieder genutzt wird. Und das wird eben mit der bottom-up-Methode nicht berücksichtigt.

Die Wahrheit liegt also irgendwo dazwischen, und moderne Ansätze wie der von Cambridge Center for Alternative Finance bilden tatsächlich einen irgendwie gewichteten Mittelwert aus beiden. Ich denke, daß wir schon eine relativ genaue Vorstellung davon haben, wie viel Strom verbraucht wird.

Das Cambrige Center kommt auf etwa 127 Terawattstunden. Ist diese Menge an Strom für dich ein Problem?

Der Stromverbrauch nicht, der CO2-Ausstoß schon.

Den versucht ihr auf eurer Webseite darzustellen. Wie kann man das messen, und in welcher Größenordnung bewegen wir uns da?

Wir beziehen uns da im Wesentlichen auf zwei wissenschaftliche Veröffentlichungen, die man auch auf unserer Quellenseite findet: The Carbon Footprint of Bitcoin von Christian Stoll, Lena Klaaßen, und Ulrich Gallersdörfer in Joule, und Life Cycle Assessment of Bitcoin Mining vom Susanne Köhler and Massimo Pizzol in Environ. Sci. Technol.

Die bilden meiner Meinung nach gut den aktuellen wissenschaftlichen Stand ab und gehen beide ähnlich vor: Sie gehen von einer Schätzung des Stromverbrauchs aus und fragen dann, wie dieser Strom erzeugt wurde. Dazu versuchen sie mit verschiedenen Methoden zu schätzen, wie die Miner auf der Welt verteilt sind – was nicht einfach ist, weil viele Miner eher öffentlichkeitsscheu sind. Dann teilen sie die Welt in Regionen, suchen sich Statistiken, wie viel CO2 die Stromerzeugung je Region im Schnitt erzeugt, und mitteln gemäß dieser geschätzten Minerverteilung. Dabei kommt ein Faktor raus, den man einfach mit dem Stromverbrauch multiplizieren kann, und so den CO2-Ausstoß schätzen.

Wir haben uns z.B. für die Stromschätzungen aus Cambridge und den Faktor von Stoll et al. entschieden, und dabei kommen zur Zeit etwa 95 Megatonnen CO2 seit 2015 raus. Andere Schätzungen sind in etwa in der gleichen Größenordnung. Ich denke aber, daß alle diese Schätzungen eher zu hoch liegen, weil Miner eben nicht den durchschnittlichen CO2-Ausstoß pro kWh in ihrer Region haben dürften, sondern immer den günstigsten Strom suchen.

Deutschland verbrauchte 2019 810 Megatonnen CO2, und die ganze Welt mehr als 36.000. Dagegen sind 95 Megatonnen recht wenig. Haben Bitcoiner recht, wenn sie die Kritik am hohen Energieverbrauch damit abwatschen, dass die Miner schon jetzt meist erneuerbare Energien benutzen?

Mein Eindruck ist auch, daß sie das überwiegend tun, und ich finde es auch inakzeptabel, z.B. Kohle fürs Mining zu verbrennen. Oder fürs Autofahren. Es ist aber auch klar, daß erstens noch nicht 100% des Minings mit erneuerbaren Energien passiert, und zweitens auch solche Energien Klima- und Umweltfolgen haben. Also reicht mir das nicht, um das Thema zu beenden.

Wird sich das Problem mit dem Auslaufen der Coinbase-Belohnung nicht von selbst lösen?

Das ist eine interessante Frage. Die Halbierungen könnten irgendwann dazu führen, daß die Miningkosten (und damit vermutlich der Stromverbrauch, und damit vermutlich der CO2-Ausstoß) sinken. Das würde dann passieren, wenn der Preis von Bitcoin sich in vier Jahren nicht mehr als verdoppelt. Aber dann gibt es immer noch die Transaktionsgebühren. Die sind im Moment bei ca. 15% des block rewards, und es ist für die Sicherheit auch wichtig, daß sie nicht weniger werden.

Es hängt viel von Adoption und Timing ab, aber es könnte sein, daß das bedeutet, daß wir irgendwann in den nächsten Jahren am Gipfel der Miningkosten sind. Aber wenn Bitcoin weiter funktionieren soll, werden diese Kosten immer substantiell sein.

Welche Optionen hat man sonst? Vor allem als Initiative von Bitcoinern in einem Land, das zwar eine hohe Sensibilität für die Problematik hat, aber wegen der hohen Strompreise gar keine Miner.

Es gibt ein paar spannende Ansätze, selbst in Deutschland, Mining z.B. mit Heizen zu verbinden oder direkt an Wind-/Solaranlagen anzukoppeln (Du hattest darüber auch schon mal berichtet). Aber mir ist noch nicht klar, ob das wirtschaftlich Sinn ergibt.

Langfristig hoffen wir, daß Mining immer weniger mit schmutziger Energie passiert, und daß sich die vielen positiven Effekte, die Bitcoin auch auf das Klima haben könnte, bewahrheiten.

Aber die Klimakrise ist dringend, und wir wollen deshalb jetzt etwas tun. Unser Ansatz ist, dass viele Bitcoiner Geld mit Bitcoin verdient haben und weiter verdienen. Und wie viele andere Industrien auch sind wir der Meinung, dass man mit Geld Dinge bewegen kann, um dem Klima zu helfen. Ob das nun direkte Kompensation durch Moorrestauration ist oder politische Lobbyarbeit für Forschungsförderung zum Thema saubere Energie. Jeder kann selbst entscheiden, was er für hilfreich hält. Wir wollen mögliche Optionen aufzeigen, es möglichst einfach machen etwas zu tun, und messen, was wir als Gemeinschaft erreicht haben.

Könnte man nicht einfach den Konsens-Algorithmus auf Proof of Stake wechseln? Keine Miner, kein Energieproblem!

Nein. Proof of Stake ist so etwas wie das Perpetuum Mobile. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß es ähnliche Sicherheitseigenschaften garantieren kann wie Proof of Work, und selbst wenn es das täte, dann hätte es gravierende wirtschaftliche Nachteile. Es hilft nämlich z.B. überhaupt nicht dabei, das Geld zu verteilen, sondern die Reichen werden ohne Risiko immer reicher.

Im Gespräch war es mal, ein Public Shaming von CO2-Minern einzuführen. Meinst du, das wäre möglich?

Warum nicht? Public Shaming ist ein erster Schritt zu lokaler Regulierung, und ich fände es hilfreich, hier die schwarzen Schafe klar von denen zu trennen, die sich bemühen, nicht allen zu schaden.

Denkbar wäre meiner Meinung nach auch ein Sammeln von Transaktionen, um sie direkt an nachhaltige Miner weiterzugeben. Wäre das vorstellbar?

Das ist ein interessanter Gedanke. Ich fürchte aber, das würde im Prinzip zu einem riesigen Miningkartell führen, weil die Miner ja sozusagen registriert und geprüft sein müßten. Wenn das aber möglich wäre, bräuchten wir das ganze Mining nicht, dann könnten die Leute, die die Registrierung machen, auch gleich die Blöcke signieren. Überhaupt kein CO2-Problem, aber auch überhaupt keine Dezentralisierung, Zensurfreiheit usw. …

Es wäre vielleicht etwas anders, wenn jeder selbst seine Transaktionen seinem persönlichen Lieblingsminer gibt. Aber ich sehe nicht wirklich, wie das praktisch funktionieren könnte. Aber denk ruhig weiter darüber nach!

Immer wieder hört man auch, ein deflationäres Geld wie Bitcoin wäre am Ende gut fürs Klima. Findest du das auch? Und wenn ja – warum?

Ich glaube, Bitcoin könnte viele positive Folgen auch für die Umwelt haben. Die Idee, deflationäres Geld könnte zu weniger Wachstum um seiner selbst Willen führen, finde ich nicht völlig absurd. Wenn das Geld von alleine mehr wert wird, muß man nicht es nicht ständig in potentiell klimaschädliche Investitionen stecken. Und hat vielleicht auch weniger Lust, so viel zu konsumieren.

Noch naheliegender finde ich, daß Bitcoinminer etwa als virtuelle Kraftwerke ein ständiger Abnehmer für überprovisionierte erneuerbare Energieerzeugung darstellen. Oder zum Heizen mit Strom statt mit Öl benutzt werden könnten. Es gibt viele solche potentiell positiven Effekte. Sie haben aber leider alle gemeinsam, daß sie im Moment mehr Hoffnungen und Träume darstellen als Realitäten mit belegbar positiver Gesamtwirkung. Ebenso ermüdend wie den FUD der nocoiner finde ich daher die selbstverständliche Überzeugung vieler Bitcoiner, daß Bitcoin ja eh super fürs Klima ist.

Über Christoph Bergmann (2802 Artikel)
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23 Kommentare zu „Der Stromverbrauch stört mich nicht, der CO2-Ausstoß schon.“

  1. Ich liebe CO2!!!

  2. Aber nur im Mineralwasser!

  3. Ob Bitcoin, gut oder schlecht fürs Klima wird, hängt weniger davon ab, was der Einzelne an Nachhaltigkeit daraus macht, sondern was Bitcoin (et.al.) global – nicht nur in Deutschland – dafür an Anreizen schafft.

    Und der Anreiz das Geld eher zu sparen als auszugeben, mag zwar zuerst nicht so positiv für unsere, vom stetigen Wachstum abhängige, klassische Wirtschaft sein, aber es ist ganz sicher gut für unsere natürliche Resourcen und das Klima.

  4. Das minen von Gold (als wertspeichet) ist bestimmt schädlicher und der Transport auf jedenfall.

  5. Wenn Bitcoin in Hypezeiten dazu führt, dass viele völlig unnötige Ausgaben, zum Beispiel für Klamotten, erheblich verschieben, ist das definitiv sehr gut für’s Klima. Jedes vierte Kleidungsstück wird binnen eines Jahres weggeschmissen und zwar: ungetragen.

    Und was ja ganz verrückt ist: Wer noch Klamotten von vor zwanzig Jahren hat, kann feststellen, dass die grade wieder hochmodig sind. Naja, die passende Größe müssen sie halt schon noch haben. Die Bekleidungsindustrie ist nach der Energiewirtschaft, und nur knapp vorm Militär, eine der größten Umweltsäue unseres Planeten.

    Alles was den jetzigen hemmungslosen Konsum bremst, kann einfach nur gut für die Zukunft sein.

    Bitcoins machen mit etwas Geduld aus einem Hemd einen Anzug, aus dem Anzug ein Auto, aus dem Auto ein Haus und aus dem Haus einen unbeschwerten Lebensabend.

    Durch Nichtkonsum! Aber der wird nun durch Bitcoin fürstlich belohnt.

  6. Ohne (viel) Strom und Emissionen wird es wohl nicht funktionieren – die Frage ist halt: ist es unangemessen zu viel ?!

  7. Hoher Energieverbrauch ist grundsätzlich immer schlecht, wenn er unnötig ist. Wie die Energie dann hergestellt wird, ist unerheblich.

    Die Frage für die Zukunft wird sein: Ist die Sicherheit, die das BTC-Netzwerk bietet, nur über das energiehungrige PoW zu gewährleisten oder gibt es Alternativen.

    • Paul Janowitz // 28. Februar 2021 um 19:15 // Antworten

      Dem würde ich nur bedingt zustimmen, ausschlaggebend ist nicht ausschließlich, welche Energie „verbraucht“ wird, denn auch z.B. ein Segelboot „verbraucht“ Windenergie ohne dass dies der Umwelt schaden würde. Bei starken Winden haben wir in Deutschland bereits heute eine Überproduktion an Windenergie, die man nicht beliebig speichern oder über weite Strecken transportieren kann und teilweise trotz Kappung der Produktion an den Windrädern selbst noch negative Preise an den Strombörsen entstehen, damit ihn irgendjemand abnimmt.

      Optimal wäre es natürlich, wenn nur „überflüssige“ Ressourcen verwendet würden, aber das zu glauben ist utopisch. Zum einen können Endverbraucher (derzeit) nicht an den Strombörsen teilnehmen, zum anderen fließt in die Mining Kalkulation nicht nur der Strompreis ein, sondern auch die Beschaffung der Hardware, der Betrieb des Rechenzentrums etc. ein. Das ist umso relevanter für ASICs, die nur fürs Mining genutzt werden können, denn große Rechenzentren wie Amazon, Google, Hetzner & Co. haben herkömmliche Hardware bereits auf Halde und könnten diese bei günstigen Strompreisen in ein ASIC-resistentes Netzwerk einspeisen und bei hohen wieder herunterfahren. So könnte durchaus eine Balance zwischen Weltregionen entstehen, denn wenn bei uns kein Wind weht, scheint unter Umständen irgendwo in Australien die Sonne besonders stark und der Strom lässt sich über solche Strecken nicht transportieren, dem Bitcoin, Monero (oder bis dato Ethereum) Netzwerk ist es aber egal, wo die Miner sitzen (solange es keine starke Zentralisierung gibt).

      TL;DR
      Dezentrales Mining könnte also sogar die Stabilität der Stromnetze unterstützen, allerdings sind wir noch sehr weit davon entfernt.

      • Der Joe // 3. März 2021 um 21:39 //

        OK, die Argumenation/Vision gehe ich prinzipiell mit.

        Allerdings ist das, wie du schon schreibst, derzeit unrealistisch, besonders bei BTC. Für die Zukunft sehe ich aber auch die Vision eines weltweiten Stromnetzwerks, bei dem ein lokaler Überschuss generell keine Rolle mehr spielt, wobei das vermutlich derzeit noch unrealistischer ist.

  8. Ich bin älteres Semester und habe mir gern Naturfilme angeschaut. Und da hieß es immer, der arme Eisbär, die extremen Minustemperaturen machen ihm und dem Nachwuchs zu schaffen. Seitdem hat sich die Population der Eisbären vervielfacht und die Leute können noch nicht einmal ohne Waffe zum Müllkontainer zehn. Für mich steht fest, wir brauchen noch viel mehr CO2, damit Natur gedeihen kann, und die Farmer kein zusätzliches CO2 ihren Gewächshäusern Zusätzen müssen. Außerdem Ursache und Wirkung. Ich glaube nicht an das von Menschen gemachte Klima. Es ist eher anders herum. Der evolutionäre immer wieder kehrende Klimawandel hat Auswirkungen auf das CO2. So herum macht es auch wissenschaftlich gesehen eher Sinn.

    • Die Gedanken sind frei, glauben dürfen darf man erstmal alles.

      Bzgl. Wissenschaft ist es tatsächlich so, dass es beide Effekte gibt. Mehr CO2 bewirkt weniger Wärmeabstrahlung ins Weltall, mehr Wärmeenergie verbleibt auf der Erde. Gleichzeitig bewirkt eine Erwärmung der Meere, dass diese weniger CO2 speichern können und dadurch wiederum der CO2-Anteil in der Luft steigt. Der zuletzt genannte Effekt ist der, den man in präzivilisatorischen Daten beobachten kann. Eine gewisse Schwankungsbreite in der Strahlungsintensität der Sonne ist normal und zieht dann auch eine entsprechende Veränderung der CO2-Konzentration nach sich.
      Dummerweise ist das eine sehr schlechte Nachricht in Bezug auf den CO2-Ausstoß, denn es bedeutet, dass der menschengemachte Klimawandel zum Teil auch noch sich selbst verstärkt, wenn er erstmal angestoßen ist.

      Wenn auch die Vorhersage des Klimas mit großen Unsicherheiten behaftet ist, so gilt der menschengemachte Klimawandel als wissenschaftlicher Fakt und das bereits seit sehr langer Zeit. Er wurde zuerst in den 1950er Jahren beschrieben. In 1968 machten dann Forscher von Exxon Mobil (ich hoffe, sie wissen, womit das Unternehmen sein Geld verdient) die Vorhersage, dass bei weiter zunehmender Verbrennung von Kohle/Erdöl bis zum Jahr 2000 die CO2-Konzentration auf 400ppm steigen wird und dass dies Folgen haben wird. Ich zitiere:
      ‚ The report warned that rising CO2 would result in increases in temperature at the earth’s surface, and that significant temperature increase could lead to melting ice caps, rising seas, and potentially serious environmental damage worldwide. It noted that, even if Antarctic ice caps took 1000 years to melt, this would mean sea level rises of four feet per ten years—“100 times greater than observed changes.“ ‚

      Die Vorhersage des Ölförderunternehmens ist tatsächlich recht genau eingetreten und die Folgen werden immer offensichtlicher. Nach einer gefühlten Pause in der Nuller-Jahren (aufgrund eines Minimums in der Sonnenintensität) hat die Klimaerwämung wieder beschleunigt Fahrt aufgenommen. Zu früheren Zeiten in der Erdgeschichte hat es selbstverständlich bereits höhere CO2-Gehalte gegeben und auch höhere globale Durchschnittstemperaturen, die einzigartige Geschwindigkeit des Anstiegs in den letzten 50 Jahren ist jedoch unstrittig.

      Dass seit eben den Nuller-Jahren kein großer, aber ein hörbarer Teil den Klimawandel leugnen, liegt zum einen daran, dass er während dieser Jahre kurzzeitig nicht akut erfahrbar war und zum anderen daran, dass Ölunternehmen sehr aggressiv Lobbyismus betrieben haben und immer noch betreiben. In Deutschland geschieht dies federführend durch das EIKE, welches durch seinen Namen „Europäisches Institut für Klima & Energie“ Wissenschaftlichkeit suggerieren möchte, aber nur ein eingetragener Verein ist und mit Wissenschaft nichts zu tun hat. Es handelt sich dabei um eine Lobbygruppe, finanziert wird es zumindest in Teilen durch die Ölindustrie.

      Und private Glaubensgemeinschaften dürfen hier bei uns nunmal glauben, was Sie wollen. Nennt sich Freiheit.

  9. Unternehmer sind die eigentlichen Umweltschützer. Kein Unternehmen kann es sich leisten, mit den Quellen, die ihm zur Verfügung stehen, verschwenderisch umzugehen. Das Prinzip einer Unternehmung ist ja, Einsatzminimierung und Gewinnmaximierung. Eine jener Prinzipien der freien Marktwirtschaft. Die einzigen die diese natürliche Ordnung durcheinander bringt und damit den natürlichen Wettbewerb verzehrt, sind diese rot, rot grünen Poliker. Sie treten sozusagen als Wettbewerbsverzerrer auf den Markt, und schützen so die Konzerne. Und damit braucht ein Konzern auch gar nicht mehr wirtschaftlich zu handeln, und die Ressourcen zu schonen.

  10. Nicht zuletzt das Fiat-Geld ist eins der Hauptgründe, warum es überhaupt Kryptomining gibt. Das liegt in der menschlichen Natur, sich von jenen Dingen zu befreien, die ihm nicht gut tun und trotzdem aufgezwungen werden.

  11. Klimaerwärmung bedeutet auch, weniger heizen, weniger CO2.

  12. … klar, und Mining im Keller gegen kalte Füße. Man kann es sich auch passend biegen.

  13. Mal so ein Gedanke (etwas ähnlich wie von Paul oben, oder in Christophs anderem Artikel):

    Nukleartechnik erlebt gerade ein gedankliches Revival, weil es prinzipiell eine CO2-mindernde Technik ist. Befürworter geben an, dass die Erneuerbaren da nie mithalten könnten, da es ohne ein Entwicklungsdurchbruch bei der Speichertechnik prinzipbedingt zu starken Stromschwankungen im Netz kommen kann.

    Allerdings liegt da die Gefahr vielleicht nicht nur darin, dass Strom in windarmen Zeiten für Verbraucher fehlt, sondern eher daran, das Anlagen auch in windstarken Zeiten die Stromproduktion drosseln müssen, da es dann nicht genug Abnehmer für den produzierten Strom gibt. Das drosselt die Wirtschaftlichkeit der Anlagen sowohl in windarmen wie in windstarken Zeiten und es werden in Folge weniger Anlagen gebaut. Der Ausbau der Erneurbaren ist in Deutschland in den letzten Jahren trotz des erklärten Willen der Bundesregierung eher ins Stocken geraten.

    Gäbe es nun aber viele Anlagen, kann der Strommangel in windarmen Zeiten durch das mehr an Anlagen besser abgefangen werden.

    Müssten die Anlagen in windstarken Zeiten nicht drosseln, da z.B. Cryptominer den Strom abnehmen, wären sie insgesamt wirtschaftlicher und in Folge könnten mehr Anlagen gebaut werden. Man bräuchte somit nicht unbedingt eine Durchbruch bei den Speichertechniken, damit Erneuerbare die nukleare Option ausstechen.

    Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass der Windmangel nicht in allen Weltregionen gleich ist, somit kann das Mining je nach Menge der Überproduktion in andere Weltregionen wandern. Und das um Längen leichter, als es die Stromproduktion kann, z.B. durch den Transport von Strom von Norddeutschen Windanlagen über Stromtrassen in den Süden , oder umgekehrt – oder von Solarkollectoren in der Sahara – wie es Siemens mal etwas unrealistisch geplant hatte – nach Europa.
    Beim Stromtransport entstehen einfach noch hohe Verluste. Beim Transport der Liquidität für die Stromproduktion durch das Mining entstehen so gut wie keine.

    • Paul Janowitz // 5. März 2021 um 18:28 // Antworten

      Danke für die Ausführung, genau darum ging es mir oben.

      21 Inc hatte doch Mal etwas ähnliches vor, Mining mit Glühbirnen etc. und haben dafür ein ziemlich üppiges Funding bekommen, mittlerweile sehe ich aber nur noch ihr earn.com…
      Der entscheidende Punkt dürfte erst dann erreicht sein, wenn die Hardwarekosten an sich kaum Einfluss auf die Rentabilität haben, also verschwindend gering im Vergleich zu den Stromkosten für effizientes Mining sind, was bei ASICs nie erreicht werden wird. Hingegen könnte sich etwas im CPU Bereich tatsächlich bewegen, denn moderne ARM Chips sind im Mining von CPU-optimiertem Code wie RandomX bei Monero größtenteils effizienter als moderne x86/x64 CPUs von Intel oder AMD, aktuell ist Apples M1 nur knapp hinter AMDs sündhaft teuren EPYCs die effizienteste CPU pro Stromeinheit. Im Vergleich zur Entwicklung mobiler (ARM) Chips stagniert die der Desktop CPUs geradezu und bei den Stückzahlen, die im Mobile Bereich erzielt werden, können wir die nächsten Jahre mit einer deutlichen Leistungssteigerung bei sinkenden Preisen rechnen. Somit wäre es durchaus denkbar, dass die Anschaffung von Mining Rigs selbst bei nur ca. 20-30% Nutzung (bei lokaler Überproduktion von Strom) ökonomisch sinnvoll wäre…

  14. Und im Vergleich zu den sonstigen Baukosten einer Windkraftanlage sind die Anschaffungskosten für die Miner sowieso eher Peanuts. (Bei Solarstrom mag das dann etwas anders aussehen.)
    Selbst dann wenn man diese von Zeit zu Zeit bei Anstieg der Hashrate auf leistungsfähigere Geräte updaten müsste.

    • Paul Janowitz // 5. März 2021 um 22:44 // Antworten

      Ich bin leider kein Windkraftexperte, aber eine schnelle Suche hat mich auf Spitzen von über 1MW pro Windrad gebracht, die erstmal verbraucht werden müssen und damit kann man 300 Antminer S19 Pro betreiben, Stückpreis ca. 10k… Ich bin mir ziemlich sicher, dass man mit konventioneller Hardware für CPU oder GPU Mining besser fahren dürfte, wenn diese nicht 24/7 durchlaufen sollen, um irgendwie profitabel zu werden.

      • Andres // 6. März 2021 um 22:36 //

        Ich hatte mal eine (sehr) kleine Beteiligung an einer WK-Anlage. Laut Prospekt betrugen die Bau,Transport und Installationskosten etwas über 2 Mill EUR für eine der Anlagen. Ein bespielhafter Jahresertrag betrug da etwa 1.6MW pro Anlage. Wenn man nur die Stromüberproduktion ins Mining steckt – um den Haushalten nicht den Strom zu klauen – wird das natürlich einiges weniger sein.
        Ist alles schon eine Weile her und Offshoreanlagen wären natürlich nochmal ein ganz anderes Kaliber.

        Den von Dir genannten Miner hab ich bei einer schnellen Suche (Bei https://antminer-s19-pro.com/?product=antminer-s19-pro) für 2.6K$ gesehen. CPU/GPU Mining wären, wie Du schreibst vielleicht nochmal billiger zu haben. Da bin ich aber kein Experte.

        Sehr grob über den Daumen gepeilt liegen die Anschaffungskosten für einen Miner damit bei einem Promille der Anschaffungskosten einer Anlage. Wenn man ein kleines Miningzentrum zentralisiert für einen ganzen Windpark beteibt, lässt sich das sicher nochmal wesentlich effektiver betreiben.

        Laufende Kosten (Wartung für Anlage, bzw. auch für die Miner) sind natürlich noch nicht berücksichtigt. Aber ich bin sicher, es würde sich lohnen. Wenn ich ein WK-Anlagen-Projektierer wäre, würde ich das mal genauer durchrechnen.

        Zwar wird für das Stocken des WK-Ausbaus oft mangelnder Platz und höhere Hürden bei Genehmigungen genannt, aber die schlechtere Wirtschaftlichkeit der Anlagen nach Streichung einiger Privilegien für die Erneuerbaren 2017 steht auch in Korrelation mit dem Stocken beim Ausbau (letzter Absatz in https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/windenergie-ausbau-101.html)

      • Paul Janowitz // 8. März 2021 um 11:28 //

        Danke für die weiterführenden Infos! Falls ein WK-Betreiber hier mitliest, kann er sich gern bei mir melden, wäre an so einem Projekt durchaus interessiert und würde eine anfängliche Kalkulation ggf. sogar kostenlos erstellen, wenn mir entsprechende Daten zu Last-/Leistungsspitzen von bestehenden Anlagen zur Verfügung gestellt würden. Erreichen kann man mich per E-Mail nur mit meinem Nachnamen bei Gmail 😉

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