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Reinvent Local Media: Robidia baut einen Kamera-Roboter, der autonom fährt

Das Team hinter Robidia arbeitet schon seit drei Jahren an ihrem selbstfahrenden Kamera-Roboter. Im Interview erzählen Simon und Masih, dass sie eigentlich nur Youtube-Videos machen wollten, wie daraus die Idee für Robidia gewachsen ist und warum „weit sein“ in der Startup-Welt total relativ ist.

Das Team von Robidia.
(Von links: Simon Graw, Masih Jakubi / Foto: Christian Herrmann)

Robidia nutzt das volle Spektrum moderner KI-Algorithmen und Sensoren, um eine One-Stop Lösung für alle Aspekte der professionellen Videoproduktion (Film, TV, Werbung etc.) zu entwickeln. Kern der Entwicklung ist ein autonom fahrender Roboter, der die Kameraführung übernimmt.

Was steckt hinter Robidia?

Robidia ist eine im März diesen Jahres gegründete GmbH in Köln. Inzwischen stecken drei Jahre Entwicklungsarbeit in dem Projekt. Neben einem kleinen Büro, das mit etlichen Rechnern und Elektronik für die Entwicklung vollgepackt ist, haben wir darin auch einen kleinen Kühlschrank, in dem sich Fertigsalate von Kaufland fürs Mittagessen stapeln.

Wer sind die Menschen hinter Robidia und wie habt Ihr euch gefunden?

Wir, Masih und Simon, haben uns über einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Wir wollten gemeinsam einen YouTube-Kanal starten. Simon kam nach NRW zurück fürs Masterstudium (Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften) und hatte einige selbstgeschriebene Lieder im Gepäck und Masih war schon lange in der Medienbranche als Bild- und Toningenieur aktiv und produzierte unter Anderem professionelle Musikvideos. Das erste Musikvideo, eine Persiflage von Brad Pitt und Angelina Jolie wurde fertig als die beiden sich bereits getrennt hatten. Der YouTube-Kanal stand also nie unter einem guten Stern.

Aus den Überlegungen, wie wir den Kanal anfangs finanzieren könnten, kamen auch die ersten Startup-Ideen. Nachdem wir mehrere Ideen, darunter eine Videoplattform und Hörgeräte, verfolgt hatten, kam Masih im Zuge seiner wissenschaftlichen Mitarbeit an der Hochschule Düsseldorf die Idee für den autonom fahrenden Roboter für Kameraführung. Mitte 2016 schrieb er eine Projektarbeit aus und so kam Yiqi alias Franz dazu. Während Masih und Franz fröhlich auf Masihs Dachboden rumtüftelten – wie es sich für ein Tech Startup gehört – integrierte sich Simon in die Startup Szene, um relevante Kontakte zu schmieden. Er schrieb den Businessplan, mit dem im Jahr 2018 erfolgreich das Exist-Gründerstipendium beantragt wurde, jedoch erst im dritten Anlauf.

Mit der staatlichen Förderung im Rücken konnten sich Masih und Franz endlich aus dem Dachboden befreien und wir mieteten ein Büro im rechtsrheinischen Technologie- und Gründerzentrum in Köln-Kalk. Mit sage und schreibe 21 Quadratmetern, auf denen wir inzwischen mit vier Leuten (inklusive Praktikant) arbeiten, war dies natürlich eine deutliche Verbesserung der Arbeitsqualität. Im März 2019 kam dann auch endlich die offizielle Gründung der Robidia GmbH.

Worauf wir in unserer Arbeit immer viel Wert gelegt haben, ist ein hoher Wert an Individualität und Diversität. Letzteres kann man deutlich am Team sehen. Masih hat afghanische Wurzeln und ist in jungen Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Simon ist in seinem Leben schon sieben Mal umgezogen und in Brüssel, Norddeutschland und London aufgewachsen. Dazu kommt noch Franz aus China. Ebenfalls dabei sind Miguel – ein Elektrotechnikstudent aus Kolumbien, der sein Praktikum bei uns macht – und Jorge – ein Konstruktionsingenieur aus Spanien, der hier und da ein paar Konstruktionsaufgaben für uns übernimmt.

 

 

Inwieweit ist Euer Roboter ein Gewinn für die Medienvielfalt/Medienstandort NRW/den Journalismus?

Durch die Digitalisierung haben Medienhäuser immer mehr zu kämpfen, qualitativ hochwertigen Journalismus finanzieren zu können. Die Geschäftsmodelle haben sich stark verändert, und gerade in den Workshops mit den anderen Teams sehen wir, dass sich alles um die Frage der Finanzierung von Journalismus dreht. Mit der Nutzung modernster Technologie wollen wir ein technisches System schaffen, das die Produktion audiovisueller Medien effizienter und weniger kostenintensiv gestaltet. Besonders am Anfang konzentrieren wir uns sehr stark auf den journalistischen Bereich und arbeiten so unter anderen mit n-tv als Pilotkunden zusammen.

Wir glauben: je kostengünstiger und effizienter die technische Umsetzung journalistischer Beiträge ist (besonders im techniklastigen audiovisuellen Bereich), desto mehr kann man sich auf die inhaltliche Qualität konzentrieren und diese steigern oder zumindest halten bei sinkenden Einnahmen.

Euer Projekt ist schon ziemlich weit gewesen, als Ihr in unser Fellowship eingestiegen seid. Warum lohnt es sich für Euch trotzdem hier zu sein?

Wir glauben, wie weit wir sind, ist relativ. Wir haben ein extrem entwicklungslastiges Hardware-Produkt, dass uns schon drei Jahre gekostet hat. Auf der einen Seite haben wir deshalb natürlich mehr Vorlaufzeit gehabt als die anderen Teams, in der wir schon viele Fragen beantworten konnten, die sich die anderen jetzt erst stellen. Auf der anderen Seite sind wir aber ähnlich nah dran an einem Produkt auf dem Markt wie die anderen Teams.

Wir haben im September die ersten Tests mit Pilotkunden gehabt und planen unseren Roboter in der ersten Hälfte des nächsten Jahres auf den Markt zu bringen. Das heißt, auf uns kommt jetzt eine Zeit mit hohem Informationsfluss zu: Was denken die Kunden über uns? Was halten sie von den Features? Wie gehen wir mit Feedback bestmöglich um? Etc.

Dies wird eine Zeit mit vielen wichtigen Entscheidungen. Jemand, der außen steht und wichtige Fragen aufzeigt und auch die Entscheidungen hinterfragt, ist in dieser Phase enorm wichtig für uns.

Dazu kommt natürlich auch noch die Erweiterung des eigenen Netzwerkes. Als Startup weiß man manchmal gar nicht, wer eine wichtige Frage beantworten kann. Da hilft es, nur ins Netzwerk zu rufen und auf ein Echo zu warten.

Wenn wir uns in drei Jahren wiedertreffen – wo steht Ihr dann mit Eurem Projekt?

Definitiv in einem größeren Büro. Vier Leute plus Roboter auf 21qm ist schon ziemlich eng. In drei Jahren wird der Roboter dann noch andere Fähigkeiten neben der autonomen Fahrt drauf haben. Wir glauben auch, dass bis dahin jeder deutsche TV-Sender mindestens einen unserer Roboter haben wird.

 

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