|
Vom Teamgeist im Kirchenvorstand - Joachim Wilzki im Interview mit sich selbst |
|
|
Teamarbeit hat Konjunktur. Von Teampfarramt bis zur Arbeit von multiprofessionelle Teams reicht die Bandbreite. Muss nun auch noch der Kirchenvorstand ein Team sein?
Ich denke, dass sich viele im Kirchenvorstand eine Arbeit auf Augenhöhe wünschen und eine Gruppe Gleichgesinnter, die an einem Strang ziehen. Gleichzeitig sehe ich die Gefahr der Überforderung. Ein Kirchenvorstand ist zunächst ein Wahlgremium und muss Leitungsverantwortung wahrnehmen. Es ist schon viel erreicht, wenn es einen vertrauensvollen und wohlwollenden Umgang miteinander gibt und das Gremium in guter Weise arbeitsfähig ist.
Aber es gibt doch die Erwartung, dass ein Leitungsgremium gut harmoniert?
Etwas salopp gesagt finde ich, dass ein Teamgefühl Zugabe für eine Leitungsgruppe ist. Meisten wird mit dem Wort Team ja eine Beziehungsqualität beschrieben. Es geht um gleichberechtigte Teilhabe, um Begeisterung für eine Aufgabe, um unkonventionelle Entscheidungen. Wo sich eine Leitungsgruppe so erlebt, ist es klasse, aber ich würde daraus keine Norm ableiten.
Was ist dann die Besonderheit eines Teams?
Ein Team ergibt sich aus der Arbeit an einer gemeinsamen Aufgabe. Die Mitwirkenden können beschreiben, woran sie konkret mitarbeiten und was sie erreichen wollen, also was das Ziel der gemeinsamen Bemühungen ist. So sorgt z. B. das Technikteam eines Gottesdienstes im zweiten Programm dafür, dass Ton und Bild funktionieren, aber es muss nicht auch noch das Anspiel übernehmen. Teams werden nicht gewählt, sondern finden sich, weil man bestimmte Begabungen und Kompetenzen für die Arbeit braucht. Oft ist es auch die Begeisterung und Identifikation für ein Anliegen. Das überschaubare Arbeitspaket und die verabredete Zusammenarbeit sind für mich Merkmale der Teamarbeit.
Aber sind Teams nicht viel mehr durch eine gleichberechtigte Mitarbeit gekennzeichnet so wie bei einer Mannschaft im Ruder-Achter
Ja und Nein. Auch Teams brauchen Leitung, klare Rollen, Aufgabenzuschreibungen und verabredete Strukturen. Das ist das Betriebssystem, das dazu da ist, Ergebnisse zu erzielen und gut zu arbeiten. Und dann gibt es noch den Teamgeist, den kann man nur bedingt machen, aber spüren. Ein wenig hat der Teamgeist mit Pfingsten zu tun.
Wenn der Kirchenvorstand sich nicht unbedingt als Team verstehen muss, was ist dann seine Aufgabe?
Zunächst würde ich sagen, so viel Teamgeist wie möglich im Kirchenvorstand erwarten und entwickeln, aber nicht verzweifeln, wenn sich manche Erwartung daran nicht erfüllt. Wichtiger erscheint mir aber, dass der Kirchenvorstand Teamarbeit in der Gemeinde fördert und unterstützt. Wo Menschen eine Aufgabe als Team anpacken wollen, braucht es eine wohlwollende Begleitung und dazu gehören: Neugier – Was habt ihr eigentlich vor? Ideen – Wie könnte es noch gehen? Unterstützung – Was braucht ihr, damit die Aufgabe gelingt? Und auch Kritik ist nötig, die Freiräume schafft, Begrenzungen markiert und Widersprüche riskiert.
|
|
|
|